Elan

Auch: Lebenskraft, Energie

Wie entsteht Elan?

Der Elan entsteht aus sich selbst heraus.

Zur näheren Erläuterung: Die alte (dualistische) Vorstellung eines Handelnden und Steuernden führt in der Lebenspraxis dazu, daß man selbst (das eingebildete Selbst oder Ich) versucht, Elan zu mobilisieren oder zu aktivieren, oder einen Lebensstil anzunehmen, bei dem grundsätzlich „mehr Elan“ vorhanden ist. (Beispiele: Wandern, Bergsteigen, Fitneß, Sport, Training — oder auch Arbeitsdisziplin, oder generell ein „schwungvolleres“, dynamischeres, optimistischeres Agieren.)

All das basiert auf einer grundlegenden Selbsttäuschung. Unabhängig von dem prinzipiellen Irrtum eines hypothetischen Handelnden erweist der Lebensstil, der daraus resultiert, daß es nicht funktioniert. Was an verschiedenen Indizien auszumachen ist: Phasen von Schlaffheit, Müdigkeit, Überdruß, Orientierungslosigkeit; es fehlen die passenden Gründe, „sich“ immer wieder von neuem zu „motivieren“. Vorbilder aus der Gesellschaft, etwa („erfolgreiche“) Leistungssportler scheinen ein Geheimnis zu haben, das man herauszufinden und nachzuahmen versucht. Das klappt dann aber nicht, weil man eben nicht dieser Mensch ist, sondern ein anderer.

Der grundsätzliche Irrtum: Daß man den Elan vom Verstand (bzw. vom Ego und dessen Wünschen, Absichten und Zielen) her beeinflussen könnte. Man versucht quasi Herr und Initiator seiner eigenen Lebensenergie zu werden. (Bekanntlich füttert die westliche Gesellschaft und ihre Welt- und Selbstbild pausenlos diesen Wahn und pumpt ihn über alle Kanäle, Erziehung wie Medien oder Werbung, in die Köpfe hinein.)

Wenn das alles erkannt und durchschaut worden ist, stellt sich heraus, was Elan wirklich ist. Er ist die von der Quelle her wirkende Kraft — souverän, spontan, immer intakt und berechtigt.

Dann wiederum geschieht aber auch erst die wahre Freisetzung dieser Kraft, denn was oben als scheinbares Stimulanz beschrieben worden ist, der Verstand (das Ego), ist in Wirklichkeit kein Mittel der Förderung, sondern der Beeinträchtigung. Etwas, das — genau wie Liebe oder Sexualität — von sich aus und ganz natürlich und mit Freude geschieht, soll künstlich erzwungen und reglementiert werden. Genau dadurch wird es aber vergiftet und mißbraucht.

Gerd-Lothar Reschke 14.2.2020