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Träumen

Gewöhnliche Träume und Wach-Träume

Unter dem Aspekt der Selbstgewahrsamkeit betrachtet gibt es zwei Arten von Träumen:

Gewöhnliche Träume laufen wie automatische, verselbständigte Filme ab. Wir sind diesen Träumen und ihrer Dramaturgie komplett ausgeliefert. Bis zu dem Moment, wo wir aufwachen.

Wach-Träume ähneln sehr stark dem Wachzustand des Tagesbewußtseins. Sie können Merkmale des Wachschlafs aufweisen, aber in einzelnen Fällen auch Merkmale von Präsenz.

Laut Don Juan Matus (→ Carlos Castaneda, v.a. das Buch „Die Kunst des Träumens“) sind die gewöhnlichen Träume unter dem Gesichtspunkt der Bewußtwerdung unerheblich. Entsprechend sind auch die Versuche der Traumdeutung (die in den psychologischen und psychoanalytischen Lehren eine wichtige Rollen spielt) reine Zeitverschwendung. Denn sie ändern nichts. Alles, was an Aufschlüssen, z.B. zur Traumsymbolik, mit der Verdrängtes sich bewußt zu machen versucht, kann auch während des Tagesbewußtseins angetroffen und beobachtet, bei Bedarf auch näher erforscht und ergründet werden.

Die von Don Juan Matus und Carlos Castaneda, aber auch von anderen Schulen betonte Bedeutung von Wachträumen steht in engem Zusammenhang mit Selbstgewahrwerdung im Alltag, ja wird sogar als ein zusätzliches Hilfsmittel zur Erhöhung des generellen Freiheits- und Präsenzgrades angesehen.

Die Praxis der Wachträume

Im Wachtraum ist man sich klar bewußt, daß man gerade träumt. Don Juan empfiehlt, diesen Moment der Gewahrwerdung aktiv zu nutzen, um sich Gegenstände und Details der Traumumgebung genau anzuschauen. Er schlägt vor, als erstes auf die eigenen Hände zu blicken und sich ihrer bewußt zu werden; sodann sich einzelne – aber nicht zu viele – Details der Umgebung genau einzuprägen. Man soll hier nüchtern bleiben und sich nicht von seinen Handlungsgelüsten und Fantasien fortreißen lassen. Das wichtigste ist, den Zustand allmählich zu verfestigen und bei späteren Träumen wieder aktivieren zu können.