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Wesenskern

Wesenskern und Persönlichkeit

Der Wesenskern eines Menschen ist nach der Lehre des Vierten Weges alles das, was sein natürliches, unverfälschtes Sein ausmacht — im Gegensatz zur Persönlichkeit, die aus von außen übernommenen oder eingepflanzten Konditionierungen und Erinnerungen besteht.

Die jeweils individuelle Beschaffenheit des Wesenskerns richtet sich in erster Linie nach dem Körpertyp. (Die Lehre der Körpertypen gehört ebenfalls zur Überlieferung des Vierten Weges und steht in Verbindung mit der Enneagramm-Lehre.)

Im Verlaufe eines Lebens durchläuft der Wesenskern eine Entwicklung: Kindheit, Jugend, Erwachsener, Alter. Da aber die Persönlichkeit, die auf dem falschen Selbstbild fundiert, bereits in Kindheit und Jugend zu dominieren beginnt, behindert und erstickt sie beim Durchschnittsmenschen diese Entwicklung und vor allem eine harmonische Ausreifung seiner ursprünglich vorhandenen Fähigkeiten und seines Potentials. So wächst meistens die Persönlichkeit, während der Wesenskern verkümmert. Bei vielen älteren Menschen befindet sich daher der Wesenskern immer noch im Entwicklungsstadium etwa eines Siebenjährigen. Das gilt nicht zuletzt auch für viele Prominente, z.B. Politiker, Schauspieler oder Unterhaltungskünstler.

Wesenskern und Zeitlichkeit

Auch der Wesenskern gehört dem phänomenalen Bereich an, ist also eine Erscheinung. So ist die Reifung und Entwicklung des Wesenskerns nur ein relativer (zeitlich/räumlicher) Vorgang. Der Wesenskern stirbt zusammen mit dem Körper. Die z.B. von Gurdjieff und anderen Esoterikern vertretene Auffassung, durch entsprechende „Höherentwicklung des Bewußtseins“ könnte auch ein höherer Körper, eine Art Geist- oder Seelenkörper erzeugt werden, der den Tod überdauere und ggf. sogar unsterblich werde, ist immer noch einer Restauffassung von Dualismus und spirituellem Materialismus verhaftet und widerspricht einem tieferen Verständnis, wie es im Advaita gelehrt wird.

Gerd-Lothar Reschke 19.9.08
Gerd-Lothar Reschke 04.01.2019 18:03 (einkopiert)