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Dogen: Dringlichkeit und Intensität

In der profanen Welt gibt es ein Sprichwort: „Ich biete Gold feil, und niemand will es haben.“ Auch der WEG der Buddhas und WEG-Erwachten ist so. Es ist nicht so, daß man den WEG für sich behalten will; aber niemand kommt hin, obwohl man ihn immer aufzeigt.

Es hängt nicht von Scharfsinn oder Stumpfheit ab, ob jemand den WEG erreicht. Alle Menschen können des Dharma gewahr werden. Es hängt vom eigenen Streben beziehungsweise der eigenen Trägheit ab, ob man den WEG langsam oder schnell erreicht.

Streben oder Trägheit ergeben sich aus der Stärke des Entschlusses. Fehlt der feste Entschluß, so kommt das daher, daß man der Vergänglichkeit nicht gewahr ist. Letztendlich sterben wir in jedem Augenblick aufs neue und nichts ist auch nur für kurze Zeit endgültig. Vergeude keinen Augenblick in der kurzen Zeit deines Lebens.

Dogen Zenji

Als ich in China zu Lebzeiten des verstorbenen Meisters und Abtes Nyojo im Tendokloster lebte, saßen wir bis etwa dreiundzwanzig Uhr Zazen und standen um zwei oder drei Uhr morgens auf, um Zazen zu üben. Der Abt saß mit allen Übenden in der sodo-Halle und ließ niemals eine Nacht aus.

Viele Mönche schliefen beim Sitzen ein. Der Abt ging herum und schlug sie mit der Faust oder mit seiner Sandale, sagte ihnen, sie sollten sich schämen, und weckte sie auf. Schliefen sie trotzdem weiter, so ging er in die shodo-Halle, schlug die Glocke und wies seine Diener an, die Kerzen anzuzünden. Dann pflegte er ganz spontan etwa so zu sprechen: „Ihr seid in die sodo-Halle gekommen und schlaft bloß; was nutzt das? Warum seid ihr Mönche geworden und in dieses Kloster eingetreten? Wißt ihr nicht, daß der Kaiser und die Regierungsbeamten kein leichtes Leben führen? Der Kaiser regiert gerecht. Die Minister dienen in Treue, und das einfache Volk beackert die Reisfelder und bebaut sie mit dem Spaten. Wer führt ein leichtes Leben im Müßiggang? Was soll das sein, daß ihr vor solcher Arbeit geflohen und ins Kloster eingetreten seid und nun müßig geht? Leben-und-Tod ist die Große Sache. Alles ist vergänglich und ändert sich schnell. Das betonen sowohl die Lehr-Schulen als auch die Zen-Schulen. Du kannst heute abend oder morgen früh krank werden oder sterben. Noch hast du keine Ahnung, wie du sterben oder welche Krankheit du bekommen wirst. Es ist restlos närrisch, die Lebenszeit sinnlos mit Schlafen oder im Liegen zu vergeuden, statt das Buddha-Dharma zu praktizieren. Tut man es doch, dann stirbt das Buddha-Dharma. Immer wenn das Buddha-Dharma gedieh, übten die Leute hingebungsvoll Zazen. Neuerdings erlebt es einen Niedergang, weil kein Meister das Zazen fördert.

Ich sah, wie er von den Mönchen seiner Gemeinschaft auf diese Weise forderte, Zazen zu üben. Heutige WEG-Übende sollten daran denken.

Einmal sagte mein persönlicher Aufwärter: „Die Mönche in der sodo-Halle sind müde und schläfrig. Vom langen Sitzen können sie krank werden oder ihre Entschlußkraft verlieren. Bitte verkürzt die Zazen-Zeiten.“

Der Abt ermahnte ihn und sagte: „Das dürfen wir niemals tun. Leute ohne Bodhi-Geist, die sich ab und zu in der sodo-Halle aufhalten, schliefen auch, wenn wir nur eine halbe Stunde oder noch weniger sitzen würden. Übende mit Bodhi-Geist, die wirklich üben wollen, sind umso glücklicher, je länger sie sitzen können. Als ich jung war, besuchte ich mehrere Lehrer an verschiedenen Orten. Einer von ihnen, ein alter Meister, spornte mich mit den Worten an: „Früher pflegte ich die Mönche so fest zu schlagen, daß ich mir fast die Faust zerbrochen hätte. Aber heute bin ich alt und schwach und kann sie nicht mehr so heftig schlagen. In der Folge entwickeln sich keine guten Mönche mehr. Da kaum ein Lehrer die Leute zum Sitzen anspornt, stirbt das Buddha-Dharma. Ich muß sie noch heftiger schlagen.“

Dogen Zenji


Gerd-Lothar Reschke 08.04.2019 22:19 (aus int. DOJO-Seiten)

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dogen_dringlichkeit_und_intensitaet.txt · Zuletzt geändert: 29.01.2024-20:09 von gerdlothar

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