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Osho

Indischer spiritueller Lehrer, 11.12.1931-19.1.1990

Auch: Bhagwan Shree Rajneesh (Titel), Chandra Mohan Jain (Geburtsname)

Osho (1982)

Werdegang

Osho bzw. Bhagwan Shree Rajneesh war ein spiritueller Lehrer, der durch seinen extravaganten Lebensstil und sein exaltiertes persönliches Gebaren weltweite Berühmtheit erlangte. Am meisten Aufsehen erregte er jedoch durch seine Propagierung weitgehender sexueller Freizügigkeit, die ihm die Bezeichnung „Sex-Guru“ eintrug. Die von ihm vertretenen Thesen wurden von seinen Anhängern in Poona, Indien, in der dortigen spirituellen Kommune auch in der Praxis mit aller Konsequenz gelebt und führten zu einem — besonders für westlich konditionierte Menschen — völlig neuen und revolutionären Lebensstil.

Nach langjähriger Wahrheitssuche und intensiver Beschäftigung mit spirituellen Einflüssen, insbesondere Gurdjieff und Ouspensky, gelangte Osho nach eigener Aussage am 21. März 1953 zu einer tiefgreifenden Erleuchtungserfahrung, die für ihn das Ende seiner Bemühungen markierte und ihm tiefen Frieden und eine heitere Losgelöstheit bescherte. Zuerst behielt er dieses Erlebnis für sich. Später begann er ausgiebige Briefwechsel mit spirituell Interessierten. Da er aber bei seinen Gegenübern die nötige Intensität der Auseinandersetzung vermißte, verlegte er sich auf öffentliche Vorträge. In den 1960er Jahren wurde er Professor für Philosophie und als brillanter Rhetoriker zu einer gefürchteten Erscheinung bei Podiumsdiskussionen. Auch diese Aktivitäten erschienen ihm noch nicht das passende Vehikel zur Verbreitung seiner bisherigen Einsichten und Erfahrungen. So begann er Schüler entsprechend der indischen Sannyas-Initiation (Weltverzicht zugunsten einer Lebensweise als Mönch und spirituell Lernender) um sich zu scharen, zuerst in Bombay und dann in Poona.

Dort faszinierten seine täglichen Lectures über alle Themen des spirituellen Spektrums, die er mit exzellenter Improvisation völlig spontan aus dem Ärmel schüttelte, Tausende von Anhängern. Seine vielen Bücher enthalten nichts Niedergeschriebenes, sondern stets den fertig und völlig druckreif von ihm artikulierten Vortragstext.

Nachdem die Kommune nach Oregon, USA, übergesiedelt war, folgte eine längere Periode völligen öffentlichen Schweigens. Während dieser Zeit beschäftigte er die Öffentlichkeit in erster Linie durch seinen üppigen Luxuskonsum (ca. 100 Rolls-Royces, extrem teure, juwelenbesetzte Uhren etc.) und seine kritischen Einlassungen zur Bigotterie des zeitgenössischen Christentums.

Malamati, ein Sufi-Weg des Tadels

Was in der Öffentlichkeit nicht bekannt und niemals in Erwägung gezogen wurde, das waren die auffälligen Parallelen zu einer alten, in Sufi-Kreisen stets bekannten Praxis, genannt Malamati (Weg des Tadels). Hierbei handelt es sich um ein bewußt geübtes anstößiges Verhalten, das mehrere Zwecke verfolgt: Es untergräbt die Identifikation mit der soziale Rolle, es liefert die Schüler eines Meisters, der sich so verhält, wiederholten Schocks aus und es attackiert frontal die Anhaftung mit vordergründigen Lebenswerten wie Besitz, Ruhm, Lob für Anpassung und Opportunismus etc.

Wer diesem Weg folgt, verhält sich bewußt „nicht spirituell“ — er konterkariert sämtliche vom Durchschnittsmenschen als „heilig“, „weise“ oder „vorbildlich“ betrachteten Verhaltensweisen. Damit untergräbt er wiederum das falsche Streben nach Perfektheit und nach verlogenen Idealen wie nur äußerlich zur Schau gestellten „Liebe“, „Nächstenliebe“ und „Verzicht auf alles Materielle“. Der künstliche Unterschied zwischen Geist und Körper, die Wertungshierarchie von angeblich Höherem und angeblich Niederem, der Versuch, dem „Fleischlichen“ zu entrinnen und ein ideales Wesen zu werden, all das führt notwendigerweise zu Bigotterie und, aufgrund des letztlichen Scheiterns aller derartigen Bemühungen, zu Haßprojektion und Fanatismus.

Weiser Narr oder Scharlatan?

Osho hielt sowohl seine Jünger wie auch das übrige Publikum stets in der Ungewißheit, ob er bloß ein eitler Selbstdarsteller und größenwahnsinniger Aufschneider war, oder ob sich hinter seiner Verkleidung vielleicht doch noch ein ehrliches Anliegen verbarg. Das Ende seiner Karriere als selbsternannter „Größter Meister“ war jedenfalls ein trauriges. Unter Umständen, die auf die amerikanische Regierung ein denkbar ungünstiges Licht warfen, nämlich mit frei konstruierten Vorwürfen und größtmöglicher persönlicher Demütigung, in der sich der Haß einer ganzen Kultur entlud, entfernte man ihn aus den USA und betrieb auch noch in allen weiteren Staaten, die er aufsuchen wollte, eine strikte Blockadepolitik. Am Ende blieb ihm nur noch Indien als einzige Rückkehrmöglichkeit. Ob ihm seine Krankheit, die bald zu einem schmerzhaften Tod führte, noch in den USA von fanatischen Drahtziehern zugefügt worden war (wie er behauptete), das konnte niemals hinreichend geklärt werden.

Fragwürdige Wirkung

Trotz seiner unbestreitbaren Verdienste um die Entlarvung bigotter Moral und die Enttabuisierung der Sexualität übte Osho eine zwiespältige Wirkung auf seine Nachfolger aus. Durch den hemmungslosen Personenkult, den er selbst nach Kräften förderte, und den in Zusammenhang damit stehenden Mythos der „erleuchteten Person“ förderte er in gewisser Weise auch eine besondere Abart des spirituellen Selbstmißbrauchs. Die Überzeugung, aufgrund einer individuellen Erleuchtung, die nur einigen Menschen zuteil würde, die laut Osho „ihr Ego überwunden“ hätten und somit zu einer Art Übermenschen geworden seien, sprach all jene an, die genau das werden wollten: etwas Besonderes.

Besagte Überzeugung ist kennzeichnend für ein begrenztes, ja falsches Verständnis von Dualität und Nichtdualität. Dieses falsche Verständnis wurde wiederum mit einem diesseitigen, auf neue Lebensformen gerichteten Reformimpuls vermischt, wie er in den 80er und 90er Jahren in der Mode-Esoterik und New-Age-Bewegung en vogue war. Den Nachfolgern Oshos hätte mit ein bißchen nüchterner Betrachtung schnell auffallen müssen, daß immer nur er (seine Person) als „erleuchtet“ galt, aber jeder andere, der sich dafür hielt, lächerlich gemacht wurde, und daß die vielen tausend Suchenden offenbar trotz enormer Bemühungen immer als „nicht weit genug“ abqualifiziert wurden.

Genau wie bei Gurdjieff, der ebenfalls eine ratlose Anhängerschaft hinterließ, verhielt es sich auch bei Osho. Die Intelligenteren orientierten sich bald in Richtung auf aktuelle Advaita-Lehrer um, während die anderen aus der inkonsistenten, auf die Bewunderung der Person fixierten Lehre einen therapeutischen Lebensstil der Entspannung und Streßbewältung machten.

Leseempfehlungen

Gerd-Lothar Reschke 17. Feb. 2009‎, April 2016
Gerd-Lothar Reschke 30.03.2019 21:22 (aus NR-Wiki)

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osho.txt · Zuletzt geändert: 24.04.2024-13:41 von gerdlothar

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