Das Selbst
Jegliches Philosophieren oder intellektuelles Abstrahieren/Kommentieren des Begriffs „Selbst“ führt in die Irre, weil vom Verstand betrieben. Das Selbst ist nicht Gegenstand (Objekt) von irgend etwas oder irgend jemand, sondern Grundlage bzw. Ursprung.
Unbedingt zu unterscheiden ist zwischen dem Ich (Ego) als Vorstellung einer individuellen Person (= Körper oder „im Körper“) und dem Selbst, das die komplette Einheit und Gesamtheit (aller Wesen) umfaßt.
„Das Selbst ist die einzige Wirklichkeit.“
Bhagavan erklärte, daß das Selbst die einzige Wirklichkeit ist und daß durch sein Licht alle Dinge wahrnehmbar sind.
„Wir vergessen dieses Licht und konzentrieren uns auf die Erscheinungen. Das Licht brennt in der Halle, gleichgültig ob die Leute sich darin aufhalten oder nicht und ob die Leute etwas aufführen, wie im Theater, oder nicht. Es ist dieses Licht, das es uns ermöglicht, die Halle, die Leute und die Handlung zu sehen. Aber wir werden so sehr von den Objekten und Erscheinungsformen, die das Licht enthüllt, beansprucht, daß wir dem Licht selbst keine Beachtung schenken. […]
Man sollte sich deshalb nicht auf das Gesehene konzentrieren, sondern auf den Sehenden, nicht auf die Objekte, sondern auf das Licht, das sie sichtbar macht.“
Tagebuch der Gespräche mit Ramana Maharshi, 16.9.1945
Bemerkenswert und zugleich an Absurdität nicht zu übertreffen ist die v.a. vom westlich konditionierten Menschen immer wieder wiederholte Behauptung, nicht zu verstehen und nicht nachvollziehen zu können, was das Selbst sei. Daß es aber zugleich das Naheliegendste ist, was es überhaupt geben könnte, wird nicht gesehen; ähnlich wie bei jemand, der eine Brille auf der Nase hat, aber beginnt, sie überall zu suchen.
Das Selbst zu erkennen bedeutet, das Selbst zu sein. Können Sie denn sagen, daß Sie das Selbst nicht erkennen? Verneinen Sie die Existenz Ihrer Augen, nur weil Sie sie nicht sehen können und Ihnen gerade kein Spiegel zu Verfügung steht? Ähnlich wissen Sie auch um die Existenz des Selbst, obwohl es nicht verkörpert ist.
Wenn Sie sagen 'Ich kann das Selbst nicht erkennen', meinen Sie die relative Erkenntnis, weil Sie daran gewöhnt sind. Diese eingefleischte Gewohnheit macht es so schwierig, das stets vorhandene Selbst zu erkennen. Daher Ihre Frage 'Wie erkennt man das Selbst?' Ihre Schwierigkeit liegt im 'wie'. Wer soll denn das Selbst erkennen? Vielleicht der Körper? […]
Ihre Pflicht ist zu sein, und nicht, dies oder jenes zu sein.[…] Ramana Maharshi: Gespräche des Weisen vom Berge Arunachala S. 327
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