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==== Die zwei entgegengesetzten Bedeutungssphären des Lebens ==== | ==== Die zwei entgegengesetzten Bedeutungssphären des Lebens ==== |
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Nach alter traditioneller Sichtweise gab es stets einerseits die Alltagswelt mit ihrer fast ausschließlichen Orientierung auf Diesseitigkeit: Beruf, Familie, Freizeit, also mit Werten wie: Versorgung, Geld, Luxus, Vergnügen, Unterhaltung und Ablenkung, körperlichem und/oder geistigem Genuß. So ist es in der Regel auch wieder heute, in der modernen, technisierten Gesellschaft des materiellen Wohlstands und der Medienberieselung. In dieser Welt hat Bewußtwerdung keinen Platz, Wahrheitssuche und Selbstfindung noch weniger, und ein Ziel wie Erleuchtung wird geradezu als irreal, lächerlich und absurd angesehen. | Nach alter traditioneller Sichtweise gab es stets einerseits die Alltagswelt mit ihrer fast ausschließlichen Orientierung auf Diesseitigkeit: Beruf, Familie, Freizeit, also mit Werten wie: Versorgung, Geld, Luxus, Vergnügen, Unterhaltung und Ablenkung, körperlichem und/oder geistigem Genuß. So ist es in der Regel auch wieder heute, in der modernen, technisierten Gesellschaft des materiellen Wohlstands und der Medienberieselung. In dieser Welt hat Bewußtwerdung keinen Platz, [[Wahrheitssuche]] und Selbstfindung noch weniger, und ein Ziel wie Erleuchtung wird geradezu als irreal, lächerlich und absurd angesehen. |
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Die andere Welt ist die des kompletten Verzichts auf alles "Weltliche", und diese Welt hatte im Mittelalter ihre Hochblüte, als sich Tausende von Menschen hinter Klostermauern einschlossen und nur noch der religiösen Sinnsuche huldigten. Wer Mönch oder Nonne werden wollte, der hatte — im Christentum genauso wie im Buddhismus oder auch in anderen Religionen — auf Familie zu verzichten, damit konsequenterweise auch auf Sex; er hatte auf Reichtum und Besitz zu verzichten, hatte auf Vergnügungen, Reisen und Urlaube zu verzichten, mußte sich strengen Regeln unterwerfen und jeder individuellen Neigung rigoros entsagen. Dies war der Preis für seine Wahrheitssuche. Er mußte alles Äußerliche opfern, durfte sich nur noch dem Innern widmen, mußte sich unterordnen, dienen, gehorchen — man nannte das auch "entwerden". | Die andere Welt ist die des kompletten Verzichts auf alles "Weltliche", und diese Welt hatte im Mittelalter ihre Hochblüte, als sich Tausende von Menschen hinter Klostermauern einschlossen und nur noch der religiösen Sinnsuche huldigten. Wer Mönch oder Nonne werden wollte, der hatte — im Christentum genauso wie im Buddhismus oder auch in anderen Religionen — auf Familie zu verzichten, damit konsequenterweise auch auf Sex; er hatte auf Reichtum und Besitz zu verzichten, hatte auf Vergnügungen, Reisen und Urlaube zu verzichten, mußte sich strengen Regeln unterwerfen und jeder individuellen Neigung rigoros entsagen. Dies war der Preis für seine Wahrheitssuche. Er mußte alles Äußerliche opfern, durfte sich nur noch dem Innern widmen, mußte sich unterordnen, dienen, gehorchen — man nannte das auch "entwerden". |
==== Die gleiche Intensität ==== | ==== Die gleiche Intensität ==== |
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Wichtig ist auch, zu verstehen, daß im Vierten Weg die gleiche Intensität vorhanden ist (bzw. erforderlich ist) wie bei den früheren Mönchen. Ansonsten wäre der Betreffende nur ein Parallelfall zu denjenigen typisch-christlichen Kirchgängern, die sonntagmorgens ein bißchen Glockengeläut und Pfarrerpredigt über sich ergehen lassen, nur um beim Nachhauseweg alles schnell wieder zu vergessen. Er befände sich dann nicht im Kontext des Vierten Weges, sondern wäre das, was heutige Anhänger von Esoterik-Moden und New Age sind: ein bloß oberflächlich Interessierter, ein Randläufer und Schmarotzer, der echter innerer Transformation aus dem Weg geht. | Wichtig ist auch, zu verstehen, daß im Vierten Weg die gleiche Intensität vorhanden ist (bzw. erforderlich ist) wie bei den früheren Mönchen. Ansonsten wäre der Betreffende nur ein Parallelfall zu denjenigen typisch-christlichen Kirchgängern, die sonntagmorgens ein bißchen Glockengeläut und Pfarrerpredigt über sich ergehen lassen, nur um beim Nachhauseweg alles schnell wieder zu vergessen. Er befände sich dann nicht im Kontext des Vierten Weges, sondern wäre das, was heutige Anhänger von [[Esoterik]]-Moden und New Age sind: ein bloß oberflächlich Interessierter, ein Randläufer und Schmarotzer, der echter innerer Transformation aus dem Weg geht. |
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Vielleicht ist der Vierte Weg heute die einzig vernünftige und realistische Art des Mönchseins. Wer nämlich vollständig in der Welt, im Alltagsleben und innerhalb einer selbstvergessenen Gesellschaft leben kann und zugleich vollständig seinem eigentlichen Ziel hingegeben, der ist stärker und lernt mehr als ein weltflüchtiger Asket. Bei den Sufis gibt es dazu den schönen Merksatz: //"Sei in der Welt, aber nicht von der Welt."// | Vielleicht ist der Vierte Weg heute die einzig vernünftige und realistische Art des Mönchseins. Wer nämlich vollständig in der Welt, im Alltagsleben und innerhalb einer selbstvergessenen Gesellschaft leben kann und zugleich vollständig seinem eigentlichen Ziel hingegeben, der ist stärker und lernt mehr als ein weltflüchtiger Asket. Bei den Sufis gibt es dazu den schönen Merksatz: //"Sei in der Welt, aber nicht von der Welt."// |
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