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Wilhelm Reich

Geboren 24.3.1897, gestorben 3.11.1957.

Kurzportrait

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Wilhelm Reich war ein wichtiger und anfangs in psychoanalytischen Kreisen sehr geachteter Schüler Sigmund Freuds.

Während seiner Forschungen stellte er immer mehr fest, daß rückgestaute sexuelle Energie den Kern der Neurose ausmacht. Mit dieser Sicht zog er sich aber die Ungunst seiner Kollegen zu. Freud veranlaßte, ihn aufgrund seiner unliebsamen Untersuchungen und Ansichten „kaltzustellen“, so daß er aus dem Kreis der respektierten Psychologen ausgegrenzt wurde. Freud selbst gelangte übrigens immer mehr zu der Auffassung, es sei der Todestrieb, der das menschliche Verhalten steuere.

Der entscheidende Unterschied zwischen Reich einerseits und Freud, C. G. Jung und so gut wie allen anderen damaligen Psychologen andererseits läßt sich dahingehend auf den Punkt bringen, daß Reich die verdrängte Sexualität (und damit die Lebenskraft des Menschen generell) freisetzen und aus ihren Fesseln lösen wollte, während die anderen der Ansicht waren, daß gerade die sexuelle Verdrängung unverzichtbare Voraussetzung zur „Reifung“ und Sozialintegration des Menschen sei.

Als Reich nach Problemen, die er wegen seiner Forschungen in etlichen Ländern bekam, nach dem 2. Weltkrieg in die USA wechselte, wurde er dort wegen seiner unkonventionellen Heilmethoden verfolgt und gedemütigt. Aufgrund eines konstruierten Vorwands wurde er ins Gefängnis geworfen und starb dort unter bis heute ungeklärten Umständen.

Lesetip

Eine hervorragende und äußerst spannende Beschreibung der Hintergründe der Ausgrenzung Reichs findet sich übrigens direkt zugänglich im Internet, nämlich beim LSR-Projekt von Bernd A. Laska (→ Weblinks). Jedem, der sich für Reich, Freud, die Hintergründe der Psychoanalyse wie auch die näheren Umstände des Verfalls der Aufklärung interessiert, sei die Lektüre von Laskas Seiten hiermit ans Herz gelegt.

Die große Verdrängung und Vertuschung - was steckt dahinter?

Ich bin aus eigener Erfahrung durch Beobachtungen an mir und anderen zur Überzeugung gekommen, daß die Sexualität der Mittelpunkt ist, um den herum das gesamte soziale Leben wie die innere Geisteswelt des einzelnen … sich abspielen… Wilhelm Reich

Wer sich näher mit Wilhelm Reich und seiner Arbeit beschäftigt, wird nicht umhin können, über die Verdrehungen, Verfälschungen und einen regelrecht fanatischen Zwang zur Mißdeutung entsetzt zu sein, mit dem der Großteil dessen, was sich als öffentliche Wissenschaft und allgemeines Kulturleben versteht, meinte und immer noch meint reagieren zu müssen. Geht man dem dann näher nach und untersucht es genauer, so wird schnell klar, daß hier eine großangelegte Verdrängung geschieht — die wiederum nur darin ihren Grund haben kann, daß von diesen Menschen und ihren Organisationen etwas Wahres unbedingt vertuscht und aus der Aufmerksamkeit ausgeblendet werden muß. Es steckt also Angst dahinter, Angst, daß die eigenen Lügen und Selbsttäuschungen offenkundig werden und dadurch etwas gravierend Neues ausgelöst wird. Alles, was damit zu tun hat, wird dann zu einem einzigen unerwünschten Komplex verdichtet und in seiner Gesamtheit verteufelt und tabuisiert.

Das hat Wilhelm Reich natürlich selbst längst gewußt und beschrieben.

Was uns interessieren muß, ist, über diese Tabugrenze wieder hinauszugehen und uns dem eigentlichen Anliegen wieder zu nähern, um das es hier geht — das große verheimlichte Thema. Das ist die Lebensenergie selbst, die Lebenskraft eines jeden von uns, aber auch, gleichbedeutend damit, seine Sexualität. Es gibt Scheinaufklärung und es gibt echte Aufklärung. Scheinaufklärung bleibt bei konventionellen Grunddogmen und nicht hinterfragten Annahmen stehen; echte Aufklärung beginnt gerade da, an diesen Stellen, wo es „heiß“ wird und tiefere Gefühle und Regungen hochkommen, weiterzumachen und so lange weiterzumachen, bis mehr Wahrheit herausgefunden wurde, ganz gleich, was man selbst (oder andere) darüber dachte und angenommen hatte.

Das Buch "Christusmord"

Einen interessanten Ansatz, die geltende christlich-klerikale Gehirnwäsche außer Kraft zu setzen und auf eine gesunde, die Lebenskraft und Sexualität wieder würdigende Basis zu stellen, hat Wilhelm Reich mit seinem Werk „Christusmord“ unternommen. Darin zeichnet er Jesus als einen in vollem Umfang authentischen Menschen, der von Menschen ermordet wurde, die ihm genau das übelnahmen: daß er natürlich und echt war, während sie sich selbst verfälscht und ihre inneren Triebe schon zu lange unterdrückt hatten.

Indem er Christus nur wie in einem Spiegel sieht, zwar als wirklichkeitsgetreues Abbild, aber unerreichbar, hat sich der Mensch den Zugang zu sich selbst versperrt. Nun wird es verständlich, wieso tausende von Büchern über Christus geschrieben werden konnten, ohne daß auch nur in einem einzigen davon ein Hinweis auf die Tatsache zu finden ist, daß es der Mensch selbst war, der Christus getötet hat, eben weil Jesus das Leben verkörperte.

Das Leben kann niemals getötet werden. Es hing am Kreuz und blutete aus vielen Wunden, aber es ist in Wahrheit unbesiegbar. Ist es in einem Körper erloschen, so flammt es mit Sicherheit in einem anderen wieder auf. Es mag über die Jahrtausende hinweg wieder und wieder durch die Hände eines verbogenen, verhärteten und gepanzerten Lebens verbluten, eines Lebens, das das zarte Verlangen des Körpers nicht fühlt, und den Blick eines Rehs auf einer sonnendurchfluteten Wiese nicht ertragen kann, ohne es zu erschießen, zu erstechen oder zu erwürgen, weil es ihn an sein verlorenes Paradies erinnert.

Doch am Ende wird das Leben auferstehen und den bösen und sündigen Teufel besiegen, der nichts anderes ist als die stagnierende Lebenskraft im Körper.

Wilhelm Reich: Christusmord, Juni-August 1951

Literaturempfehlungen

  • Bernd A. Laska: Wilhelm Reich. Reinbek: Rowohlt 1981. (rororo-Bildmonographie Nr. 298) (→ bezahlter Amazon-Link)
  • Wilhelm Reich: Christusmord (vergriffen, danach vorübergehend im Web publiziert; Näheres auf Anfrage bei Benutzer:GLR)
  • Wilhelm Reich: Die Entdeckung des Orgons I. Die Funktion des Orgasmus: Sexualökonomische Grundprobleme der biologischen Energie
  • Wilhelm Reich: Rede an den kleinen Mann

GLR, 2008, 26.2.2009
Gerd-Lothar Reschke 15.12.2018 12:22 (einkopiert)

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wilhelm_reich.txt · Zuletzt geändert: 1.02.2024-17:48 von gerdlothar

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