Denken

Gedanken

Pausenloses verselbständigtes Denken ist Hauptkennzeichen des Verstandes. Das westliche Selbst- und Weltbild behauptet, diese Art der mentalen Tätigkeit sei selbstgewählt und selbstgesteuert, was aber de facto nicht der Fall ist. Auf dieser falschen Annahme basiert der Mythos des sich selbst steuernden Individuums (Ich-Person).

Das automatische Denken ist konzeptorientiert und damit auf die Vergangenheit bezogen. Dies gilt auch für auf die (hypothetische) Zukunft orientierte Gedanken, denn das verfügbare geistige Material kann mangels neuerer Erfahrung nur auf Erinnerungen beruhen.

Nichtdenken bzw. Stoppen des mentalen Automatismus der Verobjektivierung ist wesentlicher Bestandteil aller klassischen, seriösen Selbsterkenntnislehren1). Es erweist sich dann, daß das Gehirn sehr wohl mit Sinn und Nutzen arbeiten kann, nämlich im aktuellen Moment des Hier und Jetzt. Es ist dann befreit von starren Voreinstellungen und Annahmen und nicht mehr getrübt von den einengenden, verzerrenden Vorstellungen des falschen Selbstbilds.

Wenn jede Art von Denkvorgang zum Stillstand gebracht ist, wird auch nicht mehr die geringste Spur von Karma geschaffen. Dann werden euer Geist und Körper schon in diesem Leben zu einem vollkommen befreiten Wesen gehören. Huang-po: Der Geist des Zen, S. 103


GLR 6.04.2023-14:04