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Eitelkeit

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Tizian: Eitelkeit der Welt - München, Alte Pinakothek

Beschreibung, was Eitelkeit ist

Eitelkeit ist wie eine unsichtbare Kapsel, die das Ego bzw. die Selbstvorstellung des Menschen als Person umschließt. Durch sie kann sich der Betreffende sicher und wertvoll fühlen. Er kann sich im Spiegel selbst bewundern. Der Vorteil – oder scheinbare Vorteil – dieses Selbstbezugs ist, daß man kein Risiko eingeht und weder Gefahr läuft, entlarvt, kritisiert oder ausgelacht zu werden, noch etwas zu tun braucht.

Das Problem hierbei ist, daß man innerlich verkümmert und sowohl emotional wie sexuell aushungert. Man bekommt nichts, weil man nichts gibt. Eitle und stolze Menschen haben nicht verstanden, daß erst die eigene Öffnung ins Geben und Sich-Anvertrauen zu eigener innerer Bereicherung führt.

Die Wirkung von Eitelkeit läßt sich gut bei anderen beobachten, die von dieser charakterlichen Krankheit infiziert sind: Sie wirken hart, unzufrieden, oft sogar giftig und gehässig.

Der Ausweg aus der Eitelkeit

Der Ausweg besteht zuerst einmal darin, obiges zu erkennen und es innerlich bei sich zu verabschieden, statt die Auswirkungen und Merkmale dieses Zustands zu rechtfertigen. Man muß von seinem hohen Roß (auf dem man nur in der eigenen Einbildung und Selbsttäuschung sitzt) herunterkommen. Wer damit Schwierigkeiten verspürt, wenn er mit dem anderen Geschlecht zu tun hat, der kann es spielerisch und experimentiell mit alten Menschen und mit Kindern probieren. Ein einfacher Ansatz besteht darin, Interesse zu entwickeln. Statt nur in der eigenen Kapsel zu verharren und sich dort zwar sicher zu fühlen, aber sich zugleich auch zu langweilen und das Leben immer reizloser und flacher zu finden, kann man damit anfangen, Beobachtungen anzustellen, die mehr sind als nur Bewertungen und Beurteilungen. Man kann Fragen stellen und erkunden, was wirklich in anderen vorgeht, denn das ist meistens etwas anderes, als was dem äußeren Anschein entspricht.