Ryōkan

Ryōkan Taigu1) (1758–1831), japanischer Sōtō-Zen-Mönch

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Nachdem er eine traditionelle Zen-Schulung durchlaufen hatte, zog sich Ryōkan als Einsiedler in eine einsame Hütte zurück. Dort verfaßte er Gedichte und Kalligraphien. Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch Betteln. Als er 1826 krank wurde, zog er in das Gartenhäuschen eines Gönners um.

Ryōkan ist vor allem in Japan beliebt und bekannt durch seine offenherzigen, aufrichtigen Mitteilungen, die über die im Zen und im Buddhismus übliche lakonische Reserviertheit, vor allem hinsichtlich privater Stimmungen und Gefühle, hinausgingen. So erscheint er der Nachwelt als vertraut und sympathisch.

Wenn jemand fragt
nach dem Herzen dieses Mönchs,
sag: Es ist nicht mehr
als eine Botschaft des Windes
in des Himmels großer Weite. Hoher Himmel, großer Wind, S. 96

Die Welt verlassend, den Körper verlassend — ein Mensch des Müßiggangs!
In Gesellschaft von Mond und Blüten verbringe ich mein restliches Leben.
Regen säubert, Wolken reinigen — mein Geist klart auf.
Herz und Geist sind hellwach wie alle Dinge auf dieser Welt. Hoher Himmel, großer Wind, S. 118

Ich kehre zurück in mein Heimatdorf,
     nach vielen Jahren der Abwesenheit.
Krank steige ich in einer Herberge ab,
     lausche dem Regen.
Eine Robe, eine Bettelschale,
     das ist alles, was ich habe.
Ich zünde ein Räucherstäbchen an,
     bemühe mich, in Meditation zu sitzen.
Vor dem dunklen Fenster,
     die ganze Nacht hindurch ein steter Nieselregen —
Drinnen, wehmütige Erinnerungen
     an diese langen Jahre der Pilgerschaft. Ryokan - Alle Dinge sind im Herzen, S. 64

Literatur


GLR 7.04.2023-11:21

1)
Ryō = „gut“, kan = „breit“, Taigu = „großer Narr“.